Skip to main content

Der Mann, der Österreich von der Kreditkarte überzeugte: Helmut Nahlik im exklusiven Gespräch

complete Magazin 2025

40 Jahre card complete Rückblick: Mitbegründer und erster Vorstand von card complete, Helmut Nahlik im Gespräch mit Gerald Weiss, Head of Issuing bei card complete und am Sprung in die Pension, über Einblicke in die Gründungsjahre, die mutigen Entscheidungen und die technologischen Sprünge, welche das Unternehmen zu dem gemacht haben, was es heute ist.

Helmut Nahilk (li) im Gespräch mit Gerald Weiss
© card complete

Gerald Weiss: Wenn Sie auf die mehr als 40 Jahre zurückblicken, was waren die größten Herausforderungen am Beginn?

Helmut Nahlik: Eine der größten Herausforderungen war sicherlich, die Österreicher von einem völlig neuen Zahlungsmittel zu überzeugen, denn Bargeld war tief in der Gesellschaft verwurzelt.

Gerald Weiss: Wie ist es Ihnen gelungen, diese fundamentale Herausforderung der Akzeptanz zu meistern?

Helmut Nahlik: Das ist uns gelungen, indem wir einen engagierten Außendienst aufgebaut haben, der das Händlernetz – das sogenannte Akzeptanzstellennetz – konsequent ausgebaut hat. Parallel dazu haben die Banken, insbesondere die Bank Austria im städtischen Bereich und Raiffeisen im ländlichen Bereich, die ersten Karteninhaber akquiriert. Die größte Herausforderung war es, die Akzeptanzstellen zu erreichen, also die Händler, und das Händlernetz effektiv auszubauen. Das war der entscheidende "Knackpunkt".

Gerald Weiss: Wenn Sie auf die Gründungsphase zurückblicken, was waren denn die entscheidenden strategischen Weichenstellungen, die zum nachhaltigen, dauerhaften Erfolg des Unternehmens beigetragen haben? 

Helmut Nahlik: Da war zum Ersten der Magnetstreifen. Er hat bewirkt, dass eine Transaktion, egal wo auf der Welt sie getätigt wurde, in Sekundenbruchteilen bis in unser Rechenzentrum durchgeschaltet wurde – teilweise in London, teilweise in Amerika, und dann weiter bis nach Österreich. Und in der Folge kam dann der Chip. Er war die Krönung der Entwicklung, da er direkt am Terminal die Ordnungsmäßigkeit der Transaktion überprüfen konnte.

Gerald Weiss: Gab es technologische Umstellungen, die besonders herausfordernd waren und extremen Einsatz erforderten?

Helmut Nahlik: Absolut. Es war immer die Technologie, die uns vorangetrieben hat. Die Umstellung auf den Chip war zum Beispiel furchtbar. Da haben unsere Leute in der IT-Abteilung buchstäblich im Büro geschlafen – auf Feldbetten, die wir installiert hatten. Genauso problematisch war die Umstellung auf das Jahr 2000. Aber auch das ist reibungslos verlaufen.

Gerald Weiss: Das kann man sich heute kaum noch vorstellen, dass Mitarbeiter im Unternehmen schlafen müssen. Das zeigt den immensen Einsatz. Haben Sie an ein persönliches Erlebnis aus Ihrer langen Vorstandstätigkeit, an das Sie gerne zurückdenken?

Helmut Nahlik: Ja, da denke ich besonders gerne an den Ausbau des Händlernetzes. Wir hatten einen Außendienst, und da war Salzburg führend im Ausbau, gefolgt von den südlichen Bundesländern wie Kärnten und der Steiermark. Aber wenn ich an ein wirklich persönliches Highlight als Vorstand denke, dann war das die Umstellung der EDV über ein Wochenende. Wir haben auf ein hochmodernes und innovatives System umgestellt. Das war eine riesige Herausforderung, ebenso wie die Umstellung auf das Jahr 2000. Viele Leute hatten Angst, dass die Welt am nächsten Tag nicht mehr steht. Wir haben das Wochenende in der Firma verbracht, auf Feldbetten geschlafen, aber unser System hat reibungslos funktioniert. Dieses System wurde speziell für die Visa Services entwickelt, das wir zwei Jahre lang implementiert haben, und danach lief es reibungslos.

Gerald Weiss: Die Robustheit und geringe Anfälligkeit des Systems, die wir heute bei card complete haben – geht zurück auf das von Ihnen eingeführte System.

Helmut Nahlik: Das System ist extrem robust und wenig anfällig. Damals liefen die Transaktionen über drei Stationen: San Francisco/Amerika, London und Wien. Fällt eine Station aus, übernimmt eine andere. Das gewährleistet eine sehr hohe Ausfallssicherheit. Auch heute greifen diese Ausfallsmechanismen weltweit.

Gerald Weiss: Sie galten auch immer als jemand, der einen besonderen Draht zu Kunden und Partnern hatte. Gibt es eine legendäre Kundenbeziehung, die Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?

Helmut Nahlik: Ja, da fällt mir sofort der Geschäftsführer eines namhaften Restaurants in der Innenstadt Wiens ein. Die haben nur Visa akzeptiert. Wir waren sehr um diese Geschäftsbeziehung bemüht. Ich erinnere mich, wie wir am 31. Dezember, mitten im Hochbetrieb, als das Restaurant noch voll war und Tausende von Euros umgesetzt wurden, einen Vertrag auf einer Serviette unterschrieben haben. Und unser IT-Service hat das System noch am selben Tag eingerichtet. Das zeigt, wie wichtig die persönliche Beratung und Geschäftsbeziehungen in dieser Gründungsphase waren.

Gerald Weiss: Wie viele Kreditkarten finden sich heute in Ihrer Brieftasche?

Helmut Nahlik: In meinem Portemonnaie finden sich alle Kreditkarten, aber vornehmlich nutze ich Visa. Meine Debitkarte nutze ich für die täglichen Einkäufe, meine Kreditkarte für die langfristigen Einkäufe wie zum Beispiel Kleidung. Persönlich zahle ich selbst Beträge unter 5 Euro mit der Karte, wenn es akzeptiert wird.

Gerald Weiss: Glauben Sie, dass es irgendwann nur noch digitale Zahlungsmöglichkeiten geben wird, also dass man ausschließlich das Handy nutzt oder gar einen Chip implantiert hat, wie manche es voraussagen?

Helmut Nahlik: Ich glaube, es wird immer einen Bereich geben, wo mit Bargeld bezahlt wird. Ich würde aber sagen, dass 80 bis 90 Prozent der Zahlungen bargeldlos erfolgen werden.

Gerald Weiss: Was ist Ihrer Meinung nach der wichtigste Vorteil einer Kreditkarte?

Helmut Nahlik: Der wichtigste Vorteil ist die Möglichkeit, später zu zahlen. Diesen Benefit, des späteren Bezahlens, möchte ich auf keinen Fall missen.

Gerald Weiss: Was wünschen Sie der card complete zum 40. Geburtstag?

Helmut Nahlik: Ich wünsche der card complete weiterhin einen erfolgreichen Ausbau des Kreditkarten- als auch des Akzeptanzgeschäftes. Das ist und bleibt das Entscheidende.

© card complete

Zur Person

Helmut Nahlik, 77, trat nach Abschluss der Handelsschule 1964 in die damalige Zentralsparkasse, nunmehr UniCredit Bank Austria AG ein. 1985 wurde Kommerzialrat Nahlik anlässlich der Gründung der VISA-SERVICE Kreditkarten AG, nunmehr card complete Service Bank AG, zum Mitglied des Vorstandes und ab 1990 zum Vorsitzenden des Vorstandes bestellt. In dieser Funktion war er für das VISA- Kreditkartengeschäft in Österreich hauptverantwortlich und vertrat VISA-AUSTRIA auch in diversen internationalen Gremien. Als Generaldirektor war Kommerzialrat Nahlik maßgeblich am Aufbau des Kartengeschäftes in Österreich beteiligt. Unter seiner Führung entwickelte sich das Unternehmen zur erfolgreichsten Kreditkartengesellschaft am heimischen Markt.

Fotocredits: card complete, Text Credits: Presse Wien, 2009

Sie haben Fragen zu unseren Services oder Produkten?

Besuchen Sie unsere umfangreichen FAQs.