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Fabelhaft, feucht und fähig

complete Magazin 09/22

Sie sind wunderschön, geheimnisvoll und der beste Speicher von CO₂ überhaupt. Wir sprechen von Mooren. Hier stellen wir das größte Moorgebiet Nordtirols vor.

Moore speichern mehr Kohlendioxid als jedes andere Ökosystem der Welt
© Tourismusverband Kaiserwinkl
Moorführerin Manuela weiß viel über die Entstehung des Moores und kennt Tiere und Pflanzen – und ihre Geschichten
© Karin Wasner
Frösche, Molche und Kröten nutzen das Feuchtgebiet und seine Wasserstellen zum Ablaichen
© Karin Wasner
Wer sich traut, versucht selbst mit dem Kescher Tiere zu fangen oder beobachtet sie in ihrem natürlichen Lebensraum
© Karin Wasner

„Wir müssen den Wald schützen“, sagt Manuela. „Das weiß mittlerweile jedes Kind. Doch nur die wenigsten Menschen ahnen, wie unverzichtbar Moore für unser Klima sind.“ Manuela führt seit über zehn Jahren durch die „Schwemm“, mit über 65 Hektar das größte zusammenhängende Moorgebiet Nordtirols und Lebensraum für seltene Tier- und Pflanzenarten. Seit 2003 ist die Schwemm in Walchsee ein „Natura 2000“-Schutzgebiet.

Geheimnisvoll, ein Ort von Mythen und Legenden rund um Irrlichter und Geister: das Moor. Und ein fabelhafter Klimaschutz. Feuchtgebiete bedecken nur ein Prozent der Erdoberfläche, dennoch speichern sie zwanzig Prozent des globalen CO₂. Wundervoll. Noch.

Als „Moore“ bezeichnet man Feuchtgebiete mit ständigem Wasserüberschuss. Sterben im Moor Pflanzen ab, versinken sie im Wasser und verrotten dort kaum. Aus ihnen entsteht Torf. Die Torfschicht wächst über Jahrtausende und speichert gewaltige Mengen an CO₂. Leider geht jährlich ein Prozent dieser Feuchtgebiete durch Entwässerung, Torfabbau und Bebauung verloren. Einst war Torf gesuchtes Brennmaterial, heute dient er als Blumenerde. Dabei macht der Torf den entscheidenden Unterschied der Moore bei der Speicherfähigkeit von CO₂ aus. Darin sind Moore den Wäldern überlegen. „Wir wollen ein Bewusstsein schaffen“, sagt Manuela, „wie wertvoll dieses Ökosystem ist.“

Vogelarten wie der Neuntöter oder die Rohrweihe haben in der Schwemm ihre Brutplätze. Vom 16 Meter hohen Aussichtsturm aus sieht man Zugvögel wie Kiebitz oder Kanadagans, die hier ein überlebenswichtiges Futtergebiet finden. „Abends flattern einem Fledermäuse um die Ohren.“ Und tagsüber 33 von den siebzig Libellenarten Nordtirols. Gruseln kann man sich auch: Die größte heimische Spinne, die Gerandete Jagdspinne, krabbelt hier auf der Jagd nach Insekten durchs Moor. Mit ihren langen Beinen wird sie handtellergroß.

Die Schwemm bezaubert auch mit ihrer Vielfalt an seltenen Pflanzen. So wartet der fleischfressende Sonnentau hier auf Beute. Glanzkraut und Weichwurz, zwei vom Aussterben bedrohte Orchideenarten, blühen in zartem Gelb. „Das Wollgras hat man früher in die Polster gestopft, aus dem Faulbaum wurde im 14. Jahrhundert Schießpulver hergestellt“, erklärt Manuela. Zu jedem noch so unscheinbaren Kraut kennt sie eine Geschichte: „Mädesüß enthält Salicylsäure, ein natürliches Aspirin!“ Bei ihren Führungen darf man Frösche und Molche fangen (und wieder freilassen), Libellen oder Wasserkäfer bestaunen. „12.000 Jahre besteht das Ökosystem der Schwemm. Wir müssen alles dafür tun, damit das so bleibt.“

 

Tipp Walchseerhof-8163 c KarinWasner

TIPP

Moorführungen

Durch die „Schwemm“ jeden Sonntag bis 9. Oktober. Kostenlos. Start: 14 Uhr beim Schwemmturm in Walchsee. Dauer: drei Stunden und auch für Kinder ein tolles Erlebnis.
www.kaiserwinkl.com/de/moor-schwemm.html

Hotel

Für nachhaltig Reisende: der Walchseer Hof von Georg Kaltschmid. Sein Hotel trägt das Österreichische Umweltzeichen, er legt Wert auf natürliche Materialien beim Wohnen und kocht ausschließlich bio mit regionalen Produkten. Walchseer Hof, Dorfplatz 2, 6344 Walchsee, T+43 5374 5233, info@walchseerhof.com, www.walchseerhof.com

 

Bild: Georg Kaltschmid im Walchseer Hof 

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