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Wie man eine Welt erschafft

complete Magazin 02/23

Das größte Event Österreichs: der Opernball. Seine Räume gestaltet heuer Maryam Yeganehfar, von Beruf Weltenerschafferin. Ihr Ziel: ein Umami-Gefühl bei den Gästen.

Frauenpower für den Opernball: Maryam Yeganehfar ist als Teil des dreiköpfigen Ballkomitees für die Raumgestaltung und Eventplanung verantwortlich
© studiokoekart
Beim Ball der Wiener Staatsoper geht es auch um Solidarität. 35 Euro des Kartenpreises gehen an die Initiative „Österreich hilft Österreich“
© Österreich Werbung/Andreas Tischler
Die Eröffnungschoreografie des Jungdamen- und -herrenkomitees stammt zum dritten Mal von der oberösterreichischen Tanzschule Santner
© Wiener Staatsoper/Michael Poehn
5.000 Besucher:innen werden am 16. Februar am Wiener Opernball teilnehmen
© Wiener Staatsoper/Michael Poehn

Polstermöbel im Mid-Century-Stil. Designbücher, Gemälde, Ethnomuster und edle Holzmöbel. Nichts überkandidelt, nichts zu perfekt, sondern ein stimmiges Gesamtbild. Ein Genuss für die Augen, während man in der yayam event production im zweiten Wiener Bezirk auf den Kaffee wartet, den Maryam Yeganehfar gerade zubereitet.

Ihr Büro ist ein Ort, an dem man verweilen möchte. Ihre Raum gewordene Visitenkarte verrät auch ihren Beruf: „Als Eventmanagerin gestalte ich in erster Linie Raumkonzepte.“ Einen Raum gestalten bedeutet weit mehr, als eine geschmackvolle Auswahl der Blumendekoration zu treffen. Es geht um ein Gesamterlebnis aus Kulinarik, musikalischem Programm, Entertainment und Atmosphäre. „Das Wichtigste ist, dass die Gäste sich wohlfühlen“, erklärt die 46-jährige Unternehmerin. „Für sie ist ein Event ein holistisches Erlebnis. Sehen, Fühlen, Hören, Riechen – all das spielt eine Rolle. Man muss den Gast von jeder sinnlichen Seite bespielen, damit ein Umami-Gefühl entsteht.“

Das soll auch am 16. Februar mehrere Tausend Gäste beim Opernball der Wiener Staatsoper erfassen. Maryam Yeganehfar ist Teil des dreiköpfigen Opernballkomitees, das die Organisation unterstützt. „Eine Ehre!“, sagt sie. Aber auch eine Herausforderung: „Das Volumen ist anders als das, was ich normalerweise betreue: Es werden rund 5.000 Gäste vor Ort sein. Ich weiß, dass ganz Österreich durch die ORF-Übertragung mit Argusaugen auf den Ball schaut.“

Im Ballkomitee arbeitet Maryam Yeganehfar an der Seite von Steirereck-Chefin Birgit Reitbauer. Sie kümmert sich um den kulinarischen Part von Österreichs wichtigstem Ball. Dazu kommt die Unternehmerin und Expertin für Mode, Design und Nachhaltigkeit Nadja Swarovski. Sie bringt ihre weltweiten Kontakte ein und vertritt den „Offiziellen Freundeskreis“ der Staatsoper. Dessen Erlöse kommen dem künstlerischen Nachwuchs und der Nachwuchsentwicklung beim Publikum zugute. Alle drei seien „absolute Koryphäen“, erklärt der Direktor der Staatsoper, Bogdan Roščić. Statt einer Opernball-Lady gibt es in diesem Jahr geballte Frauenpower von drei Expertinnen. „Die Idee ist, dass jede das macht, was sie am besten kann“, sagt Yeganehfar.

In ihrem Fall: Räume verwandeln und Welten erschaffen. Der Wiener Traditionsball findet heuer zum 65. Mal statt. Ideen für Veränderung hat sie genug: „Bislang gab es massive Raum-in-Raum Konzepte, die das jeweilige Thema repräsentiert haben.“ Ganze Räume wurden also in die bestehenden Säle praktisch hineingeschoben. „Oder es wurden aus Räumen, die man für hässlich hielt, vermeintlich schöne Orte gemacht.“ In diesem Jahr wird es anders: „Wenn der Raum etwas hergibt, muss man ihn einfach Raum sein lassen.“

Die Hinterbühne soll etwa als solche zu erkennen sein: Ein industrieller Raum, der wenig Ähnlichkeit mit gold glitzernden Prunksälen hat. „Sie ist das Herz der Oper“, erklärt Yeganehfar. „Ohne die Arbeit dort funktioniert auf der Bühne nichts.“

Dieser Teil der Oper behält beim Ball seinen industriellen Charakter ebenso wie alle anderen Räume ihre jeweilige Besonderheit. Außerdem wird die ganze Staatsoper deutlich grüner als sonst: „Wie in schönen alten Häusern, in denen sich länger niemand aufhält. Buchstäblich aus jeder Ritze kommt etwas Grünes … Nach dem pandemiebedingten Stillstand also Bewegung, und nach der Krise nimmt die Natur alles wieder ein.“

Stillstand ist der Managerin ein Grauen. Während der Pandemiejahre erweiterte sie ihr Business und begann professionell als Interior Designerin zu arbeiten. Statt Eventlocations gestaltete sie Privatwohnungen und Geschäftslokale – „aus der Not habe ich eine Tugend gemacht“.

Nun ist Maryam Yeganehfar wieder zurück auf dem Eventparkett – noch dazu auf dem wichtigsten des Landes. Was hilft ihr, hier nicht auszurutschen? Inspiration, sagt Yeganehfar. Aus der Ferne. „Staub und Gewürze in Marrakesch zu riechen oder in Costa Rica die unendliche Vielfalt an Grüntönen wahrzunehmen, hat auch mit meiner Arbeit zu tun.“ Das Allerwichtigste sei aber Hausverstand. „Gleich danach kommt Gelassenheit. Wenn ein Fehler passiert und wir hysterisch werden, ist die Sache gelaufen“.

Wenn sie über den bevorstehenden Opernball spricht, wirkt Maryam Yeganehfar jedenfalls überhaupt nicht nervös. „Ich freue mich total darauf!“

www.yamyam.at/de/home

© J2R/shutterstock

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Tel. 01/74 09 00
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White Tie bitte: Für den prächtigsten Event Österreichs ist die richtige Garderobe gefordert. Bodenlange Abendkleider für die Damen, Frack für die Herren. Kaufen oder leihen beim Wiener Traditionsunternehmen Lambert Hofer.

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