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Die Zukunft des Buches

complete Magazin 11/23

Werden weiterhin Bücher gekauft? Das ist die Gretchenfrage für die Buchbranche. Wie es um Kaufverhalten, Kundenwünsche und die Zukunft des Buches steht, haben wir einen Experten gefragt: Klaus Magele, Geschäftsführer des Bucheinzelhandels bei Morawa

Als Geschäftsführer des Bucheinzelhandels bei Morawa setzt Klaus Magele auf Tradition und Fortschritt: Persönliche Beratung findet er ebenso wichtig wie digitale Angebote
© Jürgen Hammerschmid
Im neu eröffneten Morawa-Shop im Wiener Auhofcenter kann man über 30.000 Bücher auf 540 m² entdecken
© Morawa Buch und Medien
Bunt und vielseitig: Trotz Streaming, Podcasts und Co. bleibt das Buch eines der beliebtesten Unterhaltungsmedien
© Morawa Buch und Medien
Tausende junge Leser:innen besuchten dieses Jahr wieder die Buch Wien. Die Begeisterung fürs Lesen wird auch über #booktok oder #bookstagram vermittelt
© Nicola Montfort

Für die meisten Menschen in Österreich ist es heute eine Selbstverständlichkeit, Bücher zu kaufen und zu lesen. Wird das auch so bleiben? Oder ist das Buch ein Auslaufmodell, das von Podcasts, YouTube und Social Media verdrängt wird?

Keinesfalls, sagt Klaus Magele, Geschäftsführer des Bucheinzelhandels bei Morawa. Das österreichische Familienunternehmen bietet seinen Kund:innen eine Auswahl von über achteinhalb Millionen Titeln: im Webshop und in zahlreichen Buchhandlungen vor Ort. Dort wird weiterhin viel gekauft. Beim Lese- und Kaufverhalten mag sich zwar einiges geändert haben, aber Bücher sind aus unserem Alltag nicht wegzudenken, erklärt er.

Herr Magele, wie geht es der Buchbranche? Muss man sich sorgen?

Klaus Magele: Handel ist Wandel. Daher sollte man im Handel immer mit offenen Augen und Ohren durchs Leben gehen. Sich zu sorgen, hilft dabei. Wir leben in einer sehr volatilen Welt, die sich schnell verändert. Wenn man sich aber sorgt oder eben vorsorgt, dann kann man Veränderungen schneller erkennen. Insofern haben wir in unseren Geschäften z. B. neue Geschenkewelten geschaffen, den Bereich englischsprachiger Literatur ausgebaut, aber auch E-Reader werden verstärkt angeboten. Hier sehen wir noch Potenziale. Audioformate wie Hörbücher oder Podcasts wachsen, sind aber keine Bedrohung für den Buchhandel, eher eine Ergänzung. Was mir allerdings Sorgen bereitet, ist die Übermacht der ausländischen Konzerne, die uns österreichischen Buchhandlungen Marktanteile abgraben. Die technische Überlegenheit ist so groß, dass wir in keiner Disziplin mithalten können. Daher müssen wir uns in Nischen behaupten und mit viel Service, Beratungsqualität sowie Schnelligkeit online wie stationär punkten.

Die Buch Wien 23 hat gerade stattgefunden. Welche Bedeutung haben Buch-Events?

Magele: Alle Ereignisse, die das Lesen in den Vordergrund bringen, sind sehr wichtig für uns Buchhändler:innen, aber auch für uns als ganze Gesellschaft. Literatur, aber auch Sachbücher oder Kinderbücher erweitern unseren Horizont und bringen uns Wissen. Das öffnet unsere Gesellschaft für Neues und stärkt letztendlich unsere Kultur und Lebensweise. Schön zu sehen war, wie viele junge Menschen heuer die Buchmesse besuchten und wie viel Begeisterung hier auch von modernen Medien z. B. über #booktok oder #bookstagram kommt.

Morawa gibt es seit 1877. Seitdem hat sich viel verändert.

Magele: Im Bucheinzelhandel haben wir in den letzten Jahren vor allem in die Digitalisierung investiert: von der digitalen Rechnungsverarbeitung über interne Freigabeprozesse bis hin zur Morawa App, die mit unserem Webshop verknüpft ist und so ein schnelles und einfaches Einkauferlebnis bietet. Wir arbeiten heute remote genauso wie im Büro und ermöglichen damit eine nahtlose, moderne Anknüpfung an unsere internen Prozesse. Zudem arbeiten wir ständig daran, das Kundenerlebnis in unserem Webshop zu verbessern, und konnten www.morawa.at zu einem der beliebtesten Shops im österreichischen Buchhandel ausbauen. Wir sind ständig am Lernen, was unsere Kund:innen wünschen.

Was wünschen sich die Kund:innen im Bereich des Buchhandels vor Ort?

Magele: Eine Buchhandlung ist ein Ort zum Verweilen, eine Oase der Ruhe zwischen anderen Läden, in denen es oft geräuschvoller zugeht und wo immer Hintergrundmusik läuft. Kund:innen schätzen ein angenehmes Ambiente. Wir haben im stationären Handel seit 2022 ein Drittel unserer Filialen umgebaut und in einen neuen Ladenbau investiert. Das bringt Morawa einen großen Schritt weiter: Wir verbinden die gelebte Tradition mit der notwendigen Modernität eines zeitgemäßen Handelshauses. Als nächsten Schritt werden wir im Frühjahr 2024 die Wollzeile umbauen.

Für Kund:innen und Mitarbeiter:innen gleichermaßen wichtig ist eine unkomplizierte Zahlungsabwicklung. Sind Sie mit der Zusammenarbeit mit card complete zufrieden?

Magele: Nach erfolgten Tests verlief die Umstellung auf die neuen Terminals unkompliziert und war in einer Woche abgeschlossen. Kund:innen profitieren durch eine schnellere und übersichtlichere Bedienbarkeit an den Terminals. Unsere Partner sitzen in Wien vor Ort und die Kommunikation ist unkompliziert und schnell. Daher bisher fünf Sterne!

Welche Veränderungen beobachten Sie bei Kauf- und Lesegewohnheiten?

Magele: Spürbar ist die Vernetzung von Online- und stationärem Handel. Es zeichnet sich ab, dass die Menschen online recherchieren und sich gleich das Produkt reservieren lassen. Zudem wird unsere Geschenkewelt immer besser angenommen, was aber auch damit zusammenhängt, dass unser Angebot besser und besser wird. Auch englischsprachige Bücher werden immer beliebter, gerade bei jungen Leser:innen. Das sehe ich mit gemischten Gefühlen: Natürlich ist es schön, dass weiterhin so reges Interesse am Lesen besteht und junge Menschen immer besser Englisch sprechen. Aber es ist schade, wenn Bücher in deutscher Sprache in den Hintergrund gedrängt werden, denn wir sollten auch den österreichischen Sprachschatz bzw. die deutsche Sprache als Identifikations- und Kulturgut hochhalten.

Wie sehen Sie die Zukunft des Buches und des Buchhandels?

Magele: Sehr viele Menschen lieben Bücher. Daher sind sie aus unserem Alltag nicht wegzudenken. Ich denke, dass sich der Buchhandel auch weiterhin in vielen Gesichtern zeigen wird. Von der kleinen, hochspezialisierten Grätzel-Buchhandlung bis hin zur unpersönlichen Kette ohne Beratung wird es weiterhin alles geben. Was aber niemand so gut kann wie unsere Buchhändler:innen in den Geschäften, aber auch online und am Telefon, ist Beratung. Diese Beratung, die unsere Kund:innen so schätzen, können die Onlineriesen oder große Ketten nicht kopieren.

Welche Herausforderungen kommen auf die Branche zu?

Magele: Besorgniserregend finde ich es, wenn KI plötzlich zur Autorin wird und die so produzierten Texte direkt (online) vermarktet werden. So können falsche Tatsachen mehr und mehr verbreitet werden. Niemand weiß, wie man mit halluzinierenden künstlichen Intelligenzen umgehen oder diese beschränken wird. Hier haben wir einen Auftrag mit einem kuratierten Angebot dagegenzuhalten und beratend zu informieren. Da sehe ich auch unsere Chance für die Zukunft.

© Morawa Buch und Medien

TIPP

Morawa Webshop

Über eine Million Bücher und Taschenbücher über Nacht lieferbar machen und portofrei zustellen: Das kann nicht nur Amazon. Wer seine Bücher lieber lokal kaufen möchte, findet auf morawa.at eine breite Auswahl an Bestsellern, Fachbüchern, Nischentiteln und Audiobooks.

Bild: Druckfrische Neuheiten und bewährte Bestseller findet man in allen Morawa-Buchhandlungen. Und natürlich im Webshop auf morawa.at

 

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