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Wohnzimmer im Freien

complete Magazin 07/23

So lautet der neue Trend beim Sonnenschutz. Was dabei nötig ist, erklären die Experten Martin Steiner und Stefan Hiersche von MS Sonnenschutz.

Urlaubsfeeling fürs Eigenheim: Modernes Glasfasergewebe schützt nicht nur vor Sonne, sondern auch vor Wind und Wetter
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Seit Dezember 2022 bieten Stefan Hiersche und Martin Steiner mit ihrem Unternehmen MS Sonnenschutz innovative Beschattungssysteme an
© privat
Weil Terrassen – der Sonne zum Trotz – immer noch meistens südseitig angelegt werden, braucht es dort zur Markise auch immer eine Vertikalbeschattung
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Die Pergola-Markise ist einer der Bestseller von MS Sonnenschutz. Sie liegt preislich im Mittelfeld und bringt die gewünschte Beschattung
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Die Ankündigung eines Rekordsommers weckt Träume von Sommernächten in Gastgärten, Freiluftkino und Eis zum Frühstück, von Grillen, Planschen, Flirten, Feiern und Freiheit. Doch mittlerweile löst das Wort auch Angstschweiß aus. Von „Schutzmaßnahmen“ bei Hitze und Rekordwerten ist die Rede. Also heißt es: ab in den Schatten, viel trinken, körperliche Anstrengung vermeiden, die Fenster schließen und die Wohnung verdunkeln.

Wer die Hitze aussperrt, spart bei der Klimaanlage. Sie kühlt angenehm, bringt aber auch schwerwiegende Nachteile: Als Stromverbraucherin befeuert sie den Klimawandel zusätzlich. Bis 2050 soll sich laut Internationaler Energieagentur (IEA) der Stromverbrauch für Kühlung weltweit verdreifachen.

Ein „Rekordsommer“ ist keine Ausnahme mehr. Die Zahl der heißen Tage steigt in Europa. Die Ausnahme wird zusehends zur Regel. Im günstigsten Szenario des Weltklimarats IPCC, das von der Einhaltung des Pariser Klimaabkommens ausgeht, steigt die Durchschnittstemperatur bis zum Jahr 2050 im Vergleich zur Zeit vor der industriellen Revolution um 1,4 Grad Celsius.
Szenarien der ETH Zürich sehen bedeutend schweißtreibender aus. Demnach könnte 2050 die Temperatur in Wien im heißesten Monat jener der nordmazedonischen Hauptstadt Skopje gleichen: Das sind um 7,6 Grad mehr.

Wenn aus dem gemäßigten Klima Österreichs ein mediterranes wird, muss man auch beim Sonnenschutz aufrüsten. Dazu entwickeln Gesellschafter Stefan Hiersche und Geschäftsführer Martin Steiner mit ihrem Unternehmen MS Sonnenschutz innovative Beschattungssysteme. Gegründet im Dezember 2022 mit Sitz im Burgenland und Niederösterreich, beschäftigt MS Sonnenschutz mittlerweile fünf Mitarbeiter:innen und ab Herbst einen Lehrling. Mit Unterstützung von card complete baut es auch einen Webshop für die schnell wachsende Nachfrage auf.

Herr Steiner, wie wird man Beschattungsprofi?

Martin Steiner: In meinem Fall durch Zufall. Ich habe vor fünf Jahren in einem anderen Unternehmen im Sonnenschutzhandel begonnen. Es gibt kaum jemanden, der aus dem Bereich Sonnenschutz kommt. Als Einzelhandelskaufmann im Baustoffsektor bin ich auf Umwegen in die Sonnenschutzbranche eingestiegen. Die Ausbildung zur Sonnenschutztechniker:in gibt es nämlich erst seit drei Jahren und auch nur in einer einzigen Berufsschule in Österreich. Das Thema wird hierzulande noch etwas stiefmütterlich behandelt. Sonnenschutz galt lange als Randprodukt. Erst im Klimawandel ist das Thema wichtiger geworden. Nun findet ein großes Umdenken statt: Die Vorhänge zuzuziehen genügt eben nicht mehr!

Was macht guten Sonnenschutz aus?

Steiner: Am wichtigsten ist, die örtlichen Gegebenheiten genau zu erheben: die Ausrichtung des Gebäudes, seine Sonnenlage. Dann stellt sich die Frage: Welche Beschattung funktioniert hier? Früher war die Markise das Maß aller Dinge. Heute geht der Trend in eine andere Richtung: ein Wohnzimmer im Freien. Zwar berücksichtigen Architekt:innen den Klimawandel mittlerweile auch bei der Planung. Doch wird die Terrasse dennoch meist südseitig angelegt. Dort kann es an Sommertagen extrem heiß werden. Hier hilft eine Vertikalbeschattung. Per App ermitteln wir bei unseren Kund:innen den ganzjährigen Sonnenverlauf. Die Sonneneinstrahlung verändert sich mit den Jahreszeiten, das muss man einkalkulieren. Die klassische Markise wird es dann meistens nicht.

Können Sie die Leistung eines guten Beschattungssystems in Grad Celsius beziffern?

Steiner: Das ist sehr stark von der Ausrichtung des Gebäudes abhängig: Ostseitig muss man am wenigsten tun, da ist der Temperaturanstieg am geringsten. Südseitige Räume sind schwerer herunterzukühlen. Aber durchschnittlich vier bis fünf Grad sollten möglich sein, wenn man es ordentlich macht. Beschattet man etwa nur ein einziges Fenster, bringt das nicht viel. Natürlich ist es auch vom Beschattungssystem abhängig.

Tipps, um eine Wohnung so kühl wie möglich zu halten?

Steiner: Alles beginnt mit der Stoßlüftung. Man muss dem Raum erst einmal genügend frische Luft geben. Das heißt: In der Früh, wenn es noch kühler ist, alle Fenster öffnen und ausgiebig durchlüften. Danach alles schließen. Keinesfalls Fenster gekippt lassen! Rollläden runter! Das ist die einfachste Form, ein Gebäude effizient und günstig zu beschatten. Das kann jede:r.

Ihre aktuellen Bestseller?

Steiner:  Glasdächer und Pergola-Markisen. Wobei bei den Glasdächern auch gleich eine Unter- oder Oberglasbeschattung installiert wird. Die Pergola-Markise ist vor allem deshalb so beliebt, weil sie preislich im Mittelfeld liegt, kaum sichtbar ist, aber trotzdem den gewünschten Nutzen bringt.

Klimaanlage oder Beschattung?

Steiner: Ich halte es nicht für sinnvoll, Gebäude nur mit Klimaanlagen zu kühlen. Es gibt viele nachhaltigere Alternativen, etwa eine Wärmepumpe. Sie bringt die Raumtemperatur um drei bis vier Grad herunter. Oder auch Rollläden oder Jalousien. Auch wenn ich zuhause eine Klimaanlage habe, bin ich dagegen, sie als erstes Mittel gegen Hitze einzusetzen. Man sollte sie nur dann aufdrehen, wenn alle anderen Mittel ausgeschöpft sind, oder zur Unterstützung von anderen Kühlmaßnahmen. Klar boomt das Geschäft mit den Klimaanlagen. Aber die Geräte sind nicht nur mit Hinblick auf die Strompreise wenig nachhaltig. Durch ihren Einsatz befeuern wir den Klimawandel weiter.

Stefan Hiersche: Unsere Firmenphilosophie lautet, so CO2-neutral wie möglich zu sein. Auch mit unseren E-Firmenautos. Deshalb passt der Verkauf von Klimaanlagen nicht in unser Konzept. Das ist eine Grundsatzentscheidung.

Neubau, Altbau, Stadt, Land: Was sind die größten Herausforderungen in der Beschattung von Gebäuden?

Martin Steiner: Wien ist die größte Herausforderung. Viel Altbau und vieles zu berücksichtigen, auch den Denkmalschutz. Häufig sind die Bedingungen intransparent. Es gibt von den Behörden noch zu wenig Informationen, es fehlen verbindliche Standards. Wir informieren uns und lernen von Fall zu Fall. Auch die Dachausbauten in Wien stellen uns vor große Herausforderungen. Dort bedarf es guter Planung: etwa, welches Material man verwenden darf, wie man es hinauftransportiert, und vor allem, wie hoch Sonnenschutz gebaut werden darf. Sonnenschutz in Altbau und Bestandsbauten ist für uns die Königsklasse, wenn man so will. Wird neu gebaut, ist die Sache bedeutend einfacher: Da können wir uns bereits bei der Planung einbringen.

Wie gut schützen Niedrigenergiehäuser vor Hitze?

Steiner: Ihre Hülle muss komplett dicht sein. Das ist ein Problem. Man kann nichts daran montieren, also keine Bohrungen für die Montage von Rollos vornehmen, sonst wird das System undicht. Daher können wir für diese Gebäude nur frei stehende Beschattungen anbieten.

Stefan Hiersche: Das sind gute Gründe dafür, die Planung und Montage von Beschattungen dem Fachhandel zu überlassen, statt selbst eine Markise aus dem Baumarkt anzubringen. Nichts gegen Baumarkt-Markisen! Aber man baut im Normalfall auch keine Fotovoltaik-Anlage selbst, statt sie im Fachhandel zu kaufen. Qualitätsunterschiede sind nun einmal Realität.

Viele kaufen Markisen, Rollläden etc. in Einrichtungshäusern oder im Internet. Sie bauen auch gerade einen Webshop auf. Wie gelingt es, individualisierte Lösungen online anzubieten?

Hiersche: Es ist tatsächlich herausfordernd. Denn es sind viele unterschiedliche Parameter und Ausnahmen zu berücksichtigen. Wir sind gerade dabei, den Shop aufzusetzen, um nächstes Jahr damit starten zu können. card complete wird als Payment-Provider mit seinem Kreditkartenportfolio integriert. E-Commerce kann ein zusätzliches Geschäft sein, weil es in der Branche noch wenig Onlineangebot gibt. Wir sind sehr transparent, was unsere Partner:innen, Lieferant:innen und Produzent:innen betrifft. Unser höchster Anspruch sind zufriedene Kund:innen sowie geprüfte und zertifizierte Produkte aus Österreich und Deutschland. Als Fachhandel bieten wir fünf Jahre Garantie auf unsere Produkte, bieten Ersatzteile und sind ein persönlicher Ansprechpartner für alle aktuellen und künftigen Fragen.

Wie hat Sie card complete im Start-up-Prozess unterstützt?

Hiersche: Mit ihrem Bekenntnis, auch Start-up-Unternehmen zu unterstützen und etwas Gemeinsames zu machen. Es ist eben nicht nur das große Unternehmen mit hundertjähriger Geschichte unterstützenswert. card complete ist innovativ und digital unterwegs – so wie wir auch. Gemeinsam versuchen wir für den Onlineshop, seine Vermarktung und Bewerbung, aber auch in Sachen Transparenz Win-win-Lösungen für beide Seiten zu entwickeln. Es soll sowohl MS Sonnenschutz als auch card complete davon profitieren. Wir sind dabei, ein Unternehmen aufzubauen, das es nächstes Jahr und in den nächsten fünf, zehn und zwanzig Jahren auch noch geben wird.

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TIPP

Die Expert:innen von MS Sonnenschutz nehmen es mit der Beschattung ernst. Ihr Unternehmensleitsatz lautet: „Bodenständig & qualitativ hochwertig – dafür stehen wir“  

www.ms-sonnenschutz.at

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