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Dein Garten als Tierparadies

complete Magazin 05/23

Im eigenen Garten ein kleines Stück Wildnis, heimische Gewächse auf dem Balkon oder in der Blumenkiste machen es der Natur leichter, die Artenvielfalt zu erhalten, erklärt die Naturschutzexpertin Susanne Aigner

Blumenwiesen sind Lebensräume von großer Biodiversität. Sie entstehen nicht innerhalb eines Sommers, sondern entwickeln sich langfristig
© Ralph/Pixabay
Die dunkle Erdhummel, als Bombus terrestris bekannt, ist eine der ersten Frühlingsbotinnen und unerlässlich für die Bestäubung ungezählter Pflanzen – darunter auch Obst und Gemüse
© Annette Meyer/Pixabay
Noch flattert der unprätentiöse Kohlweißling so gut wie allerorts in Österreich. Doch Pestizid- und Düngereinsatz machen auch ihm zu schaffen
© Willfried Wende auf Pixabay
Susanne Aigner ist Mitglied des Österreichischen Biodiversitätsrats, im Vorstand des Naturwissenschaftlichen Vereins für Kärnten und betreibt in Kärnten ein Ingenieurbüro für Biologie mit den Schwerpunkten Vegetation und Naturschutz
© Susanne Aigner privat

Die Debütantin der Gartensaison: Bombus terrestris, die Dunkle Erdhummel. Wenn sie Anfang März durch Gärten und über Balkone brummt, ist der Frühling da. Die Dunkle, eine der größten und häufigsten Hummelarten in Österreich, kommt mit den ersten zu beobachtenden Wildbienenarten im Kalenderjahr. Sie wird damit zu einer wichtigen Bestäuberin: Die Früchte von Apfel-, Kirsch- und Zwetschkenbäumen sowie Erdbeeren und Tomaten hängen von ihrer Tätigkeit ab. Daher wird die Hummel auch im kommerziellen Obstbau eingesetzt.

Der Hummelflug dauert immer länger

Mittlerweile muss Bombus terrestris oft weit fliegen, um Nektar zu finden: versiegelte Grünräume, intensive Landwirtschaft und gepflegter Rasen, Schottergärten, Zierpflanzen, die keinen Nektar bieten, sowie Pestizide und Mähroboter machen der Dunklen Erdhummel die Arbeit schwer. Und nicht nur ihr. Für viele der rund 68.000 in Österreich beheimateten Arten, davon etwa 54.000 Tierarten und 3.462 Farn- und Blütenpflanzen, wird es enger. Die Lebensräume werden knapper, die Natur kann sich kaum noch entfalten. Umso wichtiger werden private Gärten und Balkone. Nicht nur als Erholungsorte für Menschen, sondern auch als Rückzugsorte für die Natur und Heimat der Artenvielfalt.

Garten und Balkon als Paradies der Tiere

„Trittsteinbiotope“ nennt Susanne Aigner, Expertin im Österreichischen Biodiversitätsrat, diese kleinen Grünflächen. „Jeder einzelne Hausgarten, jeder Balkon, sogar jede Blumenkiste bildet ein Refugium für Tiere und Pflanzen. Sie werden als ,Verpflegungsstationen‘ in unserer zersiedelten Landschaft immens wichtig. Zusammengerechnet ergeben sie eine Fläche größer als die aller heimischen Nationalparks.“ Der Lebenstraum Eigenheim könne so auch für Tiere seinen Beitrag leisten, meint Aigner. Sie arbeitet im Vorstand des Naturwissenschaftlichen Vereins für Kärnten und betreibt hier ein Ingenieurbüro für Biologie mit den Schwerpunkten Vegetation und Naturschutz. „Das sind wir der Natur in Zeiten des Artensterbens schuldig.“

Heimische Pflanzen und Wildsträucher

Die Schaffung von Rettungsinseln ist nicht aufwendig. „Selbst auf Balkonen ist es möglich, kleine wilde Ecken anzulegen“, sagt Aigner. Wiesenmischungen mit heimischen Pflanzen für die Blumenkisten, Wildsträucher wie Wildrosen, Haselnuss, Himbeeren oder Ribisel als Sichtschutz statt Plastikfolien oder giftiger Thujenhecke oder den für Insekten schädlichen Kirschlorbeer. „Ein paar Lavendelsträucher in die Blumenkisten und ein Insektenhotel auf dem Balkon. Wenn schon Schottergarten, dann mit Thymianpölstern.“ Gartenbesitzer:innen rät sie, in unberührten Bereichen Totholz für Kleinlebewesen und Pflanzen liegen zu lassen und einen locker geschichteten Steinhaufen für Reptilien anzulegen.

Keine Schottergärten, keine Rasenmähroboter

No-Gos, wenn man Tiere und Pflanzen vor der Haustür schützen möchte? „Herbizide und Pestizide. Mit ihnen tötet man auch die Nützlinge. Auch Schottergärten, denn sie produzieren Hitze und heizen das Lokalklima zusätzlich auf. In Deutschland sind sie daher in den meisten Bundesländern bereits verboten. Und natürlich Rasenmäher-Roboter.“

Die automatischen Mähmaschinen sorgen zwar für den perfekten Rasen, sind aber eine große Gefahr für Tiere wie Igeln, Kröten und Blindschleichen. „Ich habe schon Tiere mit schweren Verletzungen gefunden: Etwa einen Igel, dem der Roboter die Nase abgeschnitten hatte.“ Wolle man auf den Einsatz eines Rasenmähroboters partout nicht verzichten, rät die Expertin, die Geräte nie nachts, sondern tagsüber und nur an absolut notwendigen Stellen einzusetzen. Generell gelte fürs Mähen: „Nicht zur Mittagszeit, wenn alle Insekten fliegen, und nicht zu knapp über dem Boden. Dann können die Tiere ausweichen, auch trocknet der Boden nicht so schnell aus. Und wie gesagt: am besten, man lässt ein paar Ecken verwildern.“

Die wilde Ecke bedeutet einen kleinen Schritt für Gärtner:innen, aber einen großen Sprung für die Biodiversität.

 

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TIPP

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