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Der Schrecken des Eises

Complete Magazin 4/21

Elektroautos sind mittlerweile hoch entwickelt. Trotzdem gibt es bei vielen immer noch Skepsis im Hinblick auf E-Mobilität, vor allem die Wintertauglichkeit betreffend – völlig zu Unrecht
Foto: Tesla

Der Menschist ein angstgetriebenes Wesen. Das zeigt sich ganz besonders deutlich dann, wenn Neues über ihn hereinbricht, Fremdes. Uhhh, da wird dem Menschen ganz bang. Seien es andere Menschen, die vielleicht auch noch anders aussehen, fremdartiges Essen oder auch im Hinblick darauf, was ihm am wichtigsten auf der ganzen Welt erscheint: die Automobilität. Hier sieht sich der Mensch mit grandiosen Umwälzungen konfrontiert. Es gilt fürderhin, Strom zu tanken, statt den Eingeweiden unserer lieben Welt brutal entrissene Öl gewordene Fossilien. Schockschwerenot. Und da ist sie wieder, die Angst. Es ist nicht die Angst, dass man etwas anderes tanken könnte als nachhaltig produzierten Strom und damit der Umwelt schadet. Nein, es ist die Reichweitenangst! Diese Angst steigert sich mit nahendem Winter bei vielen zu einer regelrechten Panik, die in brüsker Ablehnung der E-Mobilität gipfeln kann.

Die Angst im Nacken

Erst letztens wurde ich gefragt, ob man ein E-Auto denn winters im Freien stehen lassen könne. Nein, nicht den Zitrusbaum, sondern einen blechernen Haufen mit Gummireifen dran. Ja, Gottchen, warum denn nicht. Naja, weil die Batterie, die Reichweite … Angst, Angst, Angst.

ABER: Angst ist immer ein Fall von Unwissenheit – und deswegen hier ein wenig Aufklärung. Im Prinzip verhält sich der Stromer im Winter ganz genauso wie ein Verbrenner. Diverse Verbraucher, allen voran die Heizung, minimieren oder besser dezimieren die Reichweite, im Schnitt sind es so um die 20, 30 Prozent. Das hat der norwegische Autofahrerklub NAF bei einem Test mit 20 E-Autos festgestellt. Dieses Problem ist insofern nicht sonderlich drängend, als E-Autos heutzutage locker auf eine Reichweite von 300 bis 400 Kilometer kommen.

Besser warm als kalt

Um die Reichweitendezimierung im Winter trotzdem zu marginalisieren, empfiehlt es sich, ein paar Dinge zu beachten. Etwa die physikalische Gegebenheit, dass eine kalte Batterie schlecht lädt und sich die Ladezeiten erheblich verlängern. Deswegen sollte das E-Auto gleich nach der letzten Fahrt, also mit noch warmem Akku, an die Steckdose angeschlossen werden.

Während der Fahrt ist es dann, wie bereits angesprochen, die Heizung, die dem Ladezustand zusetzt. Aber auch dieses Problem ist nicht mehr so ganz evident. Immerhin gehört mittlerweile eine effiziente Wärmepumpe zum guten E-Auto-Ton. Ebenfalls fast schon obligat ist eine Standheizung. Damit kann man sein E-Auto auf Temperatur bringen, während es noch am Ladekabel hängt. Ein weit verbreitetes Feature ist mittlerweile auch die auf die Personenanzahl konfigurierbare Heizung. Das heißt: Befindet sich nur der Fahrer oder nur Fahrer und Beifahrer an Bord, wird die Heizleistung dementsprechend angepasst.

Effizientes Heizen

Im E-Auto muss also niemand frieren. Ganz im Gegenteil: Während Verbrennermotoren etwa bei Bahnschranken oder auch im Stau ausgeschaltet werden müssen (sollten) und damit auch die Heizungen, ist das bei E-Autos nicht der Fall. Der Stromverbrauch für die Heizung im Stand beträgt lediglich knapp unter einer Kilowattstunde pro Kilometer. Da kann man ewig stehen, bevor der Saft ausgeht.

Ach ja, und da wäre ja noch der Allradantrieb, ohne den viele Angst haben, auf glatten Straßen katapultartig von der Fahrbahn geschleudert zu werden. Auch für E-Autos gibt es 4x4, allerdings etwas anders als bei Verbrennern. Den Part von Lamellenkupplungen und Differenzialgetrieben übernehmen bei Stromern schlicht Elektromotoren an Vorder- und Hinterachse. Das macht solcherart beallradelte Fahrzeuge in der Regel wohl kaum zu Heavy-Duty-Offroadern, aber für die zwei, drei Schneeflocken pro Winter reicht’s allemal – keine Angst.

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